Über mich

Das Leben kann ein willkürliches Biest sein, ein schrecklich wilder Stier. Oft überrennt es einem und man weiss nicht, wie man sich je wieder vom Asphalt schälen soll. Die Hörner schlagen Wunden, die Hufe zertrampeln die Hoffnung, die wilden Augen machen Angst und das drohende Schnauben lässt einem glauben, dass es keine Sicherheit gibt.
Ich aber stehe wieder auf.
Ich kratze alles zusammen, was zu mir gehört.
Und alles, was gar nie zu mir gehört hat, lasse ich genau da liegen – auf diesem Stück Asphalt.
Dann schau ich die Wunden an, verbinde sie. Es ist mir klar, dass die tiefen Wunden nicht so schnell heilen werden, dass aber die blauen Flecken bald wieder verschwinden werden.
Ich fixiere mit meinen Augen die Augen des Stieres.
Der soll mich anblicken, soll sehen, wen er da gerade klein getrampelt hat!
Ich gehe bestimmt und ruhig auf das Biest zu.
Ich packe es bei seinen mächtigen Hörnern.
Und dann schaue ich ihm tief in seine schwarzen Augen und schnaube es an – bis es kapiert:
DIE wird mit mir fertig!
Nicht weil ich stärker bin.
Nicht weil ich so schlimme Hörner hätte.
Nicht weil ich so viel Schaden anrichten kann mit meinem Getrampel.
Sondern WEIL das MEIN Leben ist.
UND kein Biest kann etwas dagegen machen – weil ich weiss, dass ich die Kraft nicht alleine aufbringen muss, um es zu zähmen.
Ich bin nicht allein!
Ich habe mir DEN zur Wirbelsäule gemacht, der den Tod besiegt hat, allen Schmerz getragen hat und alles Leid zu seinem Leid gemacht hat, um mit mir in Beziehung zu sein.
Und ich preise Gott! für jeden Tag, an dem dieser wilde Stier namens „Leben“ gelassen in der Sonne auf der Wiese grast.